Millimeterarbeit mit tonnenschweren Kolossen

Kraftwerk Schaffhausen Totalrevision der Stauwehre

Im Kraftwerk Schaffhausen wird die erste Totalrevision der Stauwehre durchgeführt. Das umfangreiche Projekt ist nicht nur technisch anspruchsvoll, es bietet auch immer wieder imposante Szenen. Vor Weihnachten Dezember wurde die Revision des ersten der drei Stauwehre abgeschlossen, seit dem 4. Januar laufen die Demontagearbeiten des zweiten Wehrs.

In der achtzigjährigen Konzessionsdauer des Kraftwerks Schaffhausens kommt sie nur einmal vor: Die Totalrevision der Stauwehre. Aufgrund seiner Einmaligkeit ist das Projekt, welches rund 3.3 Millionen Franken kostet, besonders anspruchsvoll «Im Gegensatz zu einer Maschinenrevision, die wir alle acht Jahre durchführen, können wir bei der Wehrrevision nicht auf Erfahrungswerte und bestehende Abläufe zurückgreifen.», erklärte Projektleiter Viktor Spörndli beim Start der Arbeiten, welche hauptsächlich von der Spezialfirma Fäh aus Glarus ausgeführt werden. Im Juli 2020 wurde das erste der drei Stauwehre trockengelegt. Dafür setzte das Kraftwerksteam vor dem Wehrfeld sogenannte Dammbalken, welche die Wassermassen zurückhalten. Anschliessend begannen die Mitarbeitenden der Spezialfirma mit der Demontage des Stauwehrs. Imposante Bilder mit Seltenheitswert lieferten die Demontagearbeiten am 28. Juli 2020, als das Hauptelement – der 46 tonnenschwere Wehrschütze – mit dem Portalkran weggehoben wurde. Die Aktion dauerte mehrere Stunden und erforderte absolute Präzisionsarbeit des Kranfahrers und der Monteure, denn der Wehrschütze passt millimetergenau an seinen Platz. Spielraum zwischen den Betonmauern gibt es kaum.

Einmal in die Innerschweiz und zurück

Nach der Demontage wurde der Stahlkoloss auf dem Gelände des Kraftwerks in weitere Einzelteile zerlegt. Bei den grossen Stahlelementen, welche dem Wasser ausgesetzt sind, wurde eine Rissprüfung vorgenommen und der Korrosionsschutz erneuert. Kleinere Teile, wie Lager, Schrauben oder Dichtungen wurden komplett ersetzt. Zudem verfügen die Stauwehre über ein Heizsystem zur Verhinderung von Eisbildung, welches ebenfalls erneuert wurde. Einen Grossteil der Revisionsarbeiten führte das Team der Firma Fäh auf dem Gelände des Kraftwerks aus. Die grossen Stahlelemente, welche einen neuen Korrosionsschutz benötigten, wurden zu einer auf Korrosionsschutz spezialisierten Firma nach Kriens gebracht. Das grösste aller Elemente wiegt 27 Tonnen und musste mit einem nächtlichen Schwertransport in die Innerschweiz und anschliessend wieder zurück nach Schaffhausen gebracht werden. 

Rund einen halben Monat vor dem Zeitplan

Mitte November waren die revidierten und neuen Teile wieder zusammengebaut. Am 19. November wurde der Wehrschütze mit dem Portalkran wieder an seinen angestammten Platz zwischen den Betonmauern gehoben und montiert. Nach weiteren Montagearbeiten und Funktionstests wurde das Stauwehr im Dezember wieder in Betrieb genommen. Viktor Spörndli ist mit bisherigen Projektverlauf zufrieden: «Wir liegen rund einen halben Monat vor dem Zeitplan. Ziel ist es, diesen zeitlichen Vorsprung zu halten». Die Revision des nächsten Stauwehrs dauert voraussichtlich bis im April 2021. Da der Rhein zwischen Mai und Juli oft viel Wasser führt, wird mit der Revision des dritten Stauwehrs erst im Spätsommer 2021 begonnen. Wenn weiterhin alles nach Plan läuft, sind Ende im Dezember 2021 alle drei Stauwehre des Kraftwerks revidiert.

Die Stauwehre: Unabdingbar für den Hochwasserschutz

Führt der Rhein mehr Wasser, als von den stromproduzierenden Turbinen des Kraftwerks genutzt werden kann, fliesst der Rest durch die Stauwehre. Über eine automatische Steuerung regulieren die Wehre den Wasserdurchfluss so, dass der Pegel an der Schifflände konstant bleibt und der Rhein in der Stadt Schaffhausen selbst bei Hochwasser nicht über die Ufer tritt.