Text und Bilder von Nora Winzeler, Stadt Schaffhausen
Der Fluss des Wassers
Sauberes Wasser ist ein kostbares Gut; ein Gut, welches Schaffhausen im Überfluss hat. Über das Wasser und die städtische Wasserversorgung wacht Brunnenmeister Giovanni Cataldo, welcher bei SH POWER mit seinem Team für die Trinkwasseranlagen zuständig ist.
Sauberes Wasser, welches ab Hahn genossen werden kann, hat einen weiten Weg hinter sich. Das Wasser, welches in der Stadt Schaffhausen aus den Hähnen fliesst, ist praktisch vollständig Grundwasser. Dieses stammt aus tiefen Gesteinsschichten und ist dadurch auf natürliche Art und Weise gereinigt. Auf der Höhe der Rheinhalde vereinen sich zwei Grundwasserströme, welche zuverlässig Wasser liefern, auch während Hitzesommern oder längeren Trockenperioden. Wer beim Gedanken an einen Grundwasserstrom einen unterirdischen Fluss fliessen sieht, liegt aber falsch. «Man kann es sich vorstellen, wie ein nasser Schwamm, der immer gesättigt ist», erklärt Brunnenmeister Giovanni Cataldo.
«Wir geben keinen Tropfen Wasser ins Netz ohne vorgängige Probe.»
Giovanni Cataldo, Brunnenmeister
Hahnenburger ist besser als Mineralwasser
In den beiden Pumpwerken Rheinhalde und Warthau wird das Wasser in 50 respektive 70 Meter Tiefe entnommen; tief genug, um zu vermeiden, dass Oberflächenwasser mit dabei ist. Und dann wird erstmal getestet: «Wir geben keinen Tropfen Wasser ins Netz ohne vorgängige Probe.» Die Wasserproben, jährlich gegen 200, werden ans Interkantonale Labor geschickt, welches die Qualitätskontrolle vornimmt. Äusserst gute Qualität, lautet das Urteil regelmässig. Und falls es mal nicht so sein sollte, wüssten die Leute im Team von Giovanni Cataldo auch, wie sie zu reagieren haben. In allen Grundwasserpumpwerken, von wo aus das Wasser gefördert wird, stehen sogenannte Chavellieranlagen bereit, welche eingesetzt werden können, um die Trinkwasserqualität zu gewährleisten. Dabei ist das Schaffhauser Wasser so gut wie Mineralwasser, wenn nicht sogar besser, denn anders als Mineralwasser in Flaschen läuft das Schaffhauser Wasser direkt ab Hahn, ist gut 1000-mal billiger (der Bezug von 1000 Liter Wasser kostet in der Stadt Schaffhausen Franken 1.69) hat keinen langen Transport hinter sich und braucht auch keine Verpackung. «Ein ökologischer Unsinn», lautet denn auch des Brunnenmeisters Fazit zur Gewohnheit, Mineralwasser im Supermarkt zu kaufen. «Bei mir zuhause gibt’s nur ‹Hahnenburger›.»
Sauberkeit ist oberste Priorität
Seit 34 Jahren ist der gelernte Sanitär bereits bei den städtischen Werken und hat in dieser Zeit alle Bereiche von SH POWER durchlaufen. 2015 hat er die Ausbildung zum Brunnenmeister absolviert und diese Aufgabe übernommen. Als Brunnenmeister ist er nicht nur für die Stadtbrunnen verantwortlich, sondern für die Brunnen insgesamt, also die gesamten Anlagen rund um die Schaffhauser Trinkwasserversorgung. Dabei sorgt er für die Erhaltung der Trinkwasserqualität und die Pflege und den Unterhalt der Anlagen. Wichtig sind ihm Sauberkeit und Ordnung und dies verlangt er auch von seinem Team. «Mir gefällts, wenn ich eine der Anlagen betrete und alles ist sauber und aufgeräumt, aber besonders freut es mich, wenn wir an etwas gearbeitet haben und dies nachher wieder läuft - ein wenig wie Modelleisenbahn für Erwachsene », erklärt Cataldo mit einem Schmunzeln.
Pumpwerk mitten im Buchthaler Wald
Auf dem Weg des Schaffhauser Trinkwassers steht auch die Besichtigung des Pumpwerks Warthau an, welches im Jahr 2000 mitten im Buchthaler Wald erbaut wurde, damit die Schaffhauser Wasserversorgung auch bei einem Ausfall des Pumpwerks Rheinhalde gewährleistet werden kann. Im Innern des Pumpwerks, sozusagen dem Herz der Wasserversorgung, windet sich ein fünf Meter breiter Schacht 65 Meter in die Tiefe. In dessen Mitte hängen vier Rohre, durch welche das Grundwasser aus der Tiefe hochgepumpt wird. «Hier könnte ich einige Geschichten erzählen», meint Cataldo. Als Anlagenmonteur war er Teil des Teams, welches die Wasserrohre im Schacht montierten. Keine einfache Aufgabe, wie sich angesichts des Blicks in die Tiefe des Schachts erahnen lässt, aber eine, welche in guter Erinnerung geblieben ist.
Das Hirn der Schaffhauser Wasserversorgung
Ein weiterer imposanter Anblick bietet sich auf der Tour im Reservoir Geissberg, sozusagen dem Hirn der Schaffhauser Wasserversorgung. Von hier aus wird das Wasser, welches die Pumpwerke liefern, weiter in die weit verzweigten Leitungen in der Stadt verteilt. Je nach Wasserbedarf werden die Reservoire nachts gefüllt – geregelt alles durch voll automatisierte Prozesse – tagsüber leeren sie sich wieder. Zweimal bis zu 6000 Kubikmeter Wasser fasst das Reservoir und der Blick in die Wasserspeicher mit den hohen Betonsäulen lässt einen an ein gigantisches Thermalbad denken. Wär’s nicht so kalt, würde man am liebsten hineinspringen, doch dies wäre ein höchst verbotener Akt, denn Reinheit ist das oberste Gebot in einem solchen Reservoir, damit das Wasser ab Hahn auch Trinkwasserqualität hat.
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