Teure Ersatzbeschaffungen belasten Jahresergebnis
Gedrosselte Gaslieferungen aus Russland als Folge des Kriegs in der Ukraine, der Ausfall einer beträchtlichen Anzahl französischer Kernkraftwerke und sehr trockene Witterungsverhältnisse führten ab Februar 2022 zu einer Verknappung des Angebots an Energie und zu schweren Verwerfungen an den Energiemärkten. Die Marktpreise für Strom und Gas vervielfachten sich gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitpunkt zeitweise um über 1000 %. Aufgrund der witterungsbedingt unterdurchschnittlichen Produktionsmengen des Kraftwerks Schaffhausen musste SH POWER fehlenden Strom aus Eigenproduktion durch teure Beschaffungen am Markt ersetzen. Da in der regulierten Grundversorgung keine unterjährigen Preisanpassungen möglich sind, belastet dieser erhöhte Beschaffungsaufwand das Jahresergebnis im Geschäftsjahr 2022: Das EBIT sinkt im Vorjahresvergleich um 29.0 % auf 4.9 Mio. CHF, das Jahresergebnis fällt mit 8.9 Mio. CHF um 36.4 % tiefer aus als im Vorjahr.
Sichere und nachhaltige Energieversorgung
Mit Blick auf die Zukunft entwickelt SH POWER ihre Energieversorgung laufend weiter. Im Bereich der Wärmeversorgung wurde im Geschäftsjahr 2022 die Realisierung mehrerer grosser Projekte weiter vorangetrieben. Bei den Wärmeverbunden Altstadt Nord und Stettemerstrasse steht im Jahr 2023 der Baustart an. Durch den Bau von Wärmeverbunden realisiert SH POWER in der Stadt Schaffhausen langfristig eine zuverlässige und nachhaltige Versorgung mit Wärme aus lokalen und erneuerbaren Energiequellen. Im Bereich der Stromversorgung wurden mehrere umfangreiche Projekte realisiert, um die langfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Infrastruktur auf zukünftige Anforderungen durch die Dezentralisierung der Energieproduktion und die Elektrifizierung des Verkehrs- und des Wärmesektors auszurichten. Zudem wurde das Angebot in der Grundversorgung erneuert und ökologisiert: Seit Jahresbeginn 2022 beliefert SH POWER ihre Kundinnen und Kunden standardmässig mit Strom aus inländischer Wasserkraft. Der Liefermix in der Grundversorgung enthält damit 100 % Strom aus erneuerbaren Energiequellen in der Schweiz.
Strategische Weiterentwicklung des Unternehmens
Um optimal für die Herausforderungen der Zukunft aufgestellt zu sein, entwickelt sich das Unternehmen kontinuierlich weiter. Im vergangenen Jahr wurde der Strategieerneuerungsprozess abgeschlossen. Die erneuerte Unternehmensstrategie wurde von der Verwaltungskommission in Kraft gesetzt. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung von SH POWER ist die Zusammenführung der verschiedenen Bereiche im neuen Werkhof Schweizersbild. Der Grosse Stadtrat stimmte im Dezember 2022 einer Erhöhung des bestehenden Investitionskredits um 1.78 Mio. CHF für den Bau zu. Damit konnte das Projekt noch vor dem Baustart an veränderte Anforderungen angepasst werden. Die Ausschreibung der Arbeiten ist erfolgt und lief zum Ende der Berichtsperiode noch.
Krisenvorbereitungen für Strom- und Gasmangellagen
Durch die knappe Verfügbarkeit von Energie entstand in der Schweiz, wie in anderen europäischen Ländern, ein erhöhtes Risiko einer Strommangellage und/oder einer Gasmangellage während des Winterhalbjahrs. Als Verteilnetzbetreiberin müsste POWER im Fall einer Mangellage beim Vollzug behördlich verfügter Massnahmen wie Kontingentierungen oder temporärer Stromnetzabschaltungen mitwirken. Durch die entsprechenden Krisenvorbereitungen ergaben sich für das Unternehmen zusätzliche, ausserordentliche Aufgaben. Zur bereichsübergreifenden Steuerung dieser Krisenvorbereitungen wurden zwei Taskforces eingesetzt. Der Krisenfall in Form einer Mangellage trat im Berichtsjahr glücklicherweise nicht ein.
Ausblick Geschäftsjahr 2023
Es muss davon ausgegangen werden, dass die Energiemärkte auch im Geschäftsjahr 2023 von Volatilität geprägt sein werden und die Marktpreise für Strom und Gas auf einem hohen Niveau bleiben. Im Bereich der Energieversorgung wird der Fokus von SH POWER weiterhin auf der Realisierung von Wärmeverbunden sowie auf der Erneuerung und dem Ausbau der Stromnetzinfrastruktur liegen. Wesentliche Entwicklungen auf der strategischen Ebene werden die zyklische Überprüfung der Eignerstrategie, der Bau des neuen Werkhofs sowie die Anpassung von Prozessen und Strukturen sein. Wie sich die Energieversorgungslage der Schweiz im Hinblick auf den Winter 2023/2024 entwickelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass wieder vorsorgliche Massnahmen für den Fall einer Strommangellage und/oder einer Gasmangellage in der Schweiz umgesetzt werden müssen.