Stauwehrrevision am Kraftwerk Schaffhausen

Stauwehrrevision am Kraftwerk Schaffhausen

Die Stauwehre des Kraftwerks Schaffhausen werden zum ersten Mal überhaupt totalrevidiert – eine besondere Herausforderung, da man nicht auf Erfahrungswerte und vordefinierte Prozesse vergangener Revisionen zurückgreifen kann. Gestern wurde beim ersten von drei Wehren der 46 Tonnen schwere Wehrschütz ausgebaut.
 

Im Verlauf der nächsten rund eineinhalb Jahre werden die Stauwehre des Kraftwerks Schaffhausen totalrevidiert. Gestern gab es spektakuläre Bilder zu beobachten, als beim ersten der drei Stauwehre das grösste und schwerste bewegliche Element, der sogenannte Wehrschütz, ausgebaut und mit dem Portalkran weggehoben wurde. Hinter dem tonnenschweren Element stauen sich normalerweise die Wassermassen des Rheins. Damit der Wehrschütz überhaupt ausgebaut werden konnte und damit das Wasser jetzt nicht einfach durch die leere Wehröffnung flutet, wurden vorgängig sogenannte Dammbalken vor das Wehr gesetzt, welche die Wassermassen zurückhalten. Diese Dammbalken waren Anfang Juli eingesetzt und das erste Wehr somit trockengelegt worden. Anschliessend wurde mit den Demontagearbeiten begonnen.

Keine Erfahrungswerte vorheriger Revisionen
Die drei Stauwehre wurden zwischen 1963 und 1965 in Betrieb genommen. Im Lauf der Jahre wurden verschiedentlich Instandhaltungsarbeiten und Teilrevisionen vorgenommen. Eine Totalrevision der Wehre wird aber zum ersten Mal überhaupt durchgeführt. Daraus ergeben sich auch die besondere Herausforderungen dieses Projekts. Projektleiter Viktor Spörndli erklärt: «Im Gegensatz zu einer Maschinenrevision, die wir alle acht Jahre durchführen, können wir bei der Wehrrevision nicht auf Erfahrungswerte und bestehende Abläufe zurückgreifen.» Trotz sorgfältiger Planung sehe man erst während der Demontagearbeiten, ob alles so funktioniere, wie dies beim Bau vor 55 Jahren vorgesehen worden sei, so Spörndli weiter. Bis jetzt lief alles wie vorgesehen.

Der Wehrschütz, ein 46 Tonnen schwerer Koloss aus Stahl wurde gestern vom Portalkran des Kraftwerks weggehoben und auf der Feuerthaler Seite des Kraftwerks wieder abgesetzt.
In den nächsten rund zehn Tagen wird der Wehrschütz in seine Einzelteile zerlegt und anschliessend zur Instandsetzung abtransportiert. Das grösste Teil, der sogenannte Segmentkörper, wiegt 27 Tonnen und muss mit einem Spezialtransporter abgeholt werden. Im Rahmen der Revisionsarbeiten werden sämtliche beweglichen Teile ausgebaut und instand gesetzt oder ersetzt. «Die Hauptteile werden sandgestrahlt, die Schweissnähte werden auf Risse geprüft und der Korrosionsschutz wird erneuert. Kleinere Teile, wie Schrauben, Dichtungen oder Lager werden ersetzt. Zudem verfügen die Stauwehre über ein Heizsystem zur Verhinderung von Eisbildung, dieses wird ebenfalls erneuert», erklärt Viktor Spörndli. Voraussichtlich Anfang Dezember 2020 wird das revidierte Wehr wieder in Betrieb genommen.

Zwei Wehre müssen immer verfügbar sein
Im Anschluss an das erste Wehr werden die zwei weiteren revidiert. Zeitlich überschneiden sich die Revisionsarbeiten an den einzelnen Wehren nicht, da immer nur eines ausser Betrieb genommen werden kann. Viktor Spörndli erläutert den Grund dafür: «Zwei Wehre müssen immer verfügbar sein, denn führt der Rhein mehr Wasser, als von den stromproduzierenden Turbinen des Kraftwerks Schaffhausen genutzt werden kann, fliesst der Rest durch die Wehre. Wenn die Turbinen einmal ausfallen sollten, muss sogar die gesamte Wassermenge des Rheins durch die Wehre geschleust werden können.» Die Revision aller drei Wehre kostet 3.3 Millionen Franken, die Arbeiten sind voraussichtlich Ende 2021 abgeschlossen.